Schwanger oder Wechseljahre?
Es ist heutzutage nicht ungewöhnlich, dass Frauen ihr erstes Kind erst mit Mitte oder Ende 30 bekommen. Und auch über 40-Jährige bringen gesunde Kinder zur Welt. Bei einigen Frauen führt die Verschiebung der Familienplanung jedoch dazu, dass der Kinderwunsch letztendlich unerfüllt bleibt, weil die Wechseljahre mit 30 oder kurz danach einsetzen.
Oft werden typische Wechseljahres-Symptome wie die ausbleibende Regel oder Müdigkeit für Anzeichen einer Schwangerschaft gehalten. Der Besuch bei der Frauenärztin bringt zwar schnell Klarheit darüber, ob eine Frau schwanger ist oder nicht, aber die Wechseljahre werden bei jungen Frauen meist als Ursache zunächst ausgeschlossen. Schließlich können die Symptome auch auf Stress oder andere Erkrankungen zurückgeführt werden.
Mithilfe eines Hormontests kann der Arzt feststellen, ob sich eine Frau bereits in den Wechseljahren befindet. Dabei wird analysiert, wie hoch der Anteil an Östrogenen sowie follikelstimulierendem Hormon (FSH) und Anti-Müller-Hormon (AMH) im Blut ist. Einer hoher FSH-Wert und niedrige Ergebnisse für Östrogen und AMH sind ein Indiz dafür, dass die Wechseljahre begonnen haben.
Allerdings ist ein einzelner Hormontest nicht aussagekräftig, da es während der Wechseljahre auch immer wieder Phasen gibt, in denen der Zyklus normal verläuft. Deshalb sollte der Hormontest zur Diagnose ein bis zwei Mal im Abstand von einigen Wochen wiederholt werden.
Warum kommen Frauen vorzeitig in die Wechseljahre?
Es gibt verschiedene Ursachen, die dazu führen können, dass die Wechseljahre mit 30 oder auch schon früher beginnen:
- Eine Chemotherapie, Strahlentherapie und andere Medikamente für die Krebsbehandlung beeinträchtigen nachweislich die Funktion der Eierstöcke.
- Auch Viren, wie beispielsweise Mumpserreger, können die Eierstöcke schädigen.
- Außerdem gibt es Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen Eierstockgewebe richtet.
- Bei einigen Frauen, die frühzeitig in die Wechseljahre gekommen sind, wurden Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt.
Ob und inwiefern sich solche Krankheiten auf die Funktion der Eierstöcke auswirken, ist noch nicht vollständig geklärt.
Neben krankheitsbedingten Ursachen kommen auch genetische Faktoren infrage wie zum Beispiel Mutationen im FSH-Rezeptor-Gen oder andere strukturelle Anomalien. Manche Frauen kommen mit einem geringeren Vorrat an Eizellen zur Welt, und geht dieser zur Neige, beginnen die Wechseljahre. In diesen Fällen ist meist auch die Mutter der Frau vorzeitig in die Wechseljahre gekommen.
Werden aus gesundheitlichen Gründen die Gebärmutter oder Eierstöcke operativ entfernt, produziert der Körper ebenfalls keine Sexualhormone mehr und die betroffene Frau kommt direkt in die Menopause.
Obwohl es zahlreiche mögliche Ursachen für das sogenannte Klimakterium praecox gibt, bleibt es in etwa 70 Prozent der Fälle ungeklärt, warum bei manchen Frauen die Wechseljahre bereits mit 30 oder früher beginnen.
Was bedeuten vorzeitige Wechseljahre für die Frau?
Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern ein natürlicher Prozess, den jede Frau miterlebt. Wenn aber die Wechseljahre schon mit 30 oder eher beginnen, ist das anders.
Auch wenn die Sexualhormone vornehmlich der Steuerung der Fruchtbarkeit dienen, greifen sie doch in viele körperliche Prozesse ein und schützen zum Beispiel vor Osteoporose und Herzkreislauferkrankungen.
Kommt eine Frau um die 50 in die Wechseljahre, reicht der Schutz bei einem gesunden Lebensstil häufig bis zum Lebensende. Wenn die Hormonproduktion jedoch schon zwanzig Jahre früher versiegt, steigen die Gesundheitsrisiken in der Folge stark an. Aus diesem Grund wird zur Vorbeugung fast immer eine Hormonersatztherapie empfohlen.
Das größte Problem für die betroffenen Frauen ist jedoch meistens, dass sie keine Kinder mehr bekommen können. Da der Kinderwunsch heute oft der beruflichen Entwicklung nachgelagert ist, beginnen viele Frauen erst jenseits der 30 mit der Familienplanung – und für einige ist es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät.
Was tun bei Kinderwunsch?
Wird der Beginn der Wechseljahre frühzeitig diagnostiziert und sind noch Eifollikel im Eierstock vorhanden, ist es möglich, über eine Stimulationstherapie einen Eisprung auszulösen.
Dabei wird der Frau eine hohe Dosis follikelstimulierendes Hormon gespritzt. Anschließend wird die Entwicklung der Eibläschen per Ultraschall beobachtet. Ist eine befruchtungsfähige Eizelle herangereift, kann der Eisprung mit einer Injektion ausgelöst werden. Dann sollte am gleichen Tag und am Folgetag Geschlechtsverkehr erfolgen.
Ist bereits die Menopause eingetreten oder liegen genetische Faktoren zugrunde, hilft in der Regel nur eine künstliche Befruchtung mithilfe einer gespendeten Eizelle. Die Eizellspende von Dritten ist in Deutschland nicht erlaubt.
Aber es besteht die Möglichkeit, frühzeitig eigene Eizellen einfrieren zu lassen und diese bei einem später auftauchenden Kinderwunsch zu verwenden. Dies wird vor allem jungen Krebspatientinnen empfohlen, bevor sie mit der Chemotherapie beginnen.
Steckt eine Krankheit hinter dem vorzeitigen Beginn der Wechseljahre und wird diese erfolgreich behandelt, besteht außerdem eine gewisse Chance, dass sich die Eierstöcke wieder erholen, und die Frau zu einem späteren Zeitpunkt schwanger werden kann.
Manchmal bleibt der Kinderwunsch jedoch unerfüllt, wenn die Wechseljahre mit 30 oder schon früher beginnen. Diese Frauen haben leider nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie denken über eine Adoption nach oder sie finden sich mit der Situation ab und suchen andere Wege, um auch kinderlos glücklich zu werden.