Wie die Wechseljahre das Gedächtnis beeinflussen


Viele Frauen erleben das in der Phase vor oder nach der Menopause: Sie werden vergesslich und tun sich plötzlich mit alltäglichen Routinearbeiten schwer. Manche schieben das auf Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen, die typische Begleiterscheinungen der Wechseljahre sind.

Forscher konnten aber auch nachweisen, dass die Konzentration auch bei den Frauen leidet, die keine weiteren Beschwerden verspüren.

Grund dafür ist, dass die zwei Hirnregionen Hippocampus und präfrontaler Cortex, die bei der Aufnahme und Verarbeitung neuer Informationen helfen, mit vielen Östrogenrezeptoren ausgestattet sind. Sinkt die Östrogenproduktion, beeinträchtigt das die Funktionsfähigkeit dieser Hirnabschnitte.

Studien haben aber auch gezeigt, dass die Merkfähigkeit einige Jahre nach der Menopause wieder ansteigt. Offenbar sind es vor allem die Hormonschwankungen, die das Gedächtnis in Mitleidenschaft ziehen, und nicht der Hormonspiegel selbst.

Verstärkend können sich in dieser Umstellungsphase zudem Mangelerscheinungen auswirken. Liegt beispielsweise eine Unterversorgung mit Vitamin B12 vor, schlägt sich dies in verschiedensten Symptomen nieder, die sich durch die Wechseljahre „tarnen“:

Ihr Auftreten ist nicht immer sofort auf einen Vitaminmangel zurückzuführen und wird daher irrtümlich mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Typischerweise bemerken betroffene Frauen Erschöpfung, Kraftlosigkeit sowie Blässe bei sich selbst – und eben auch Probleme mit Gedächtnis und Konzentration.

Vorübergehende Gedächtnisstörung oder Demenz?


Frauen, die während der Wechseljahre plötzlich an zunehmender Vergesslichkeit leiden, fürchten, es könnte sich um eine Vorstufe von Demenz handeln. Die Sorge ist nicht ganz unberechtigt, schließlich sind die Symptome sehr ähnlich. Wer unsicher ist, sollte in jedem Fall mit einem Arzt darüber sprechen.

Demenz ist zwar nicht heilbar, aber die Behandlungsmöglichkeiten werden stetig verbessert. Bei einer frühzeitigen Diagnose kann der Krankheitsverlauf durch verschiedene Therapien zumindest gebremst werden.

Die meisten Frauen aber leiden glücklicherweise nur an einer vorübergehenden Gedächtnisstörung und nach dem Ende der Wechseljahre verbessert sich die Konzentration wieder.

Vorzeitige Wechseljahre erhöhen das Risiko für Demenz


Allerdings haben Untersuchungen auch gezeigt, dass Frauen, denen die Eierstöcke in jungen Jahren entfernt wurden, ein höheres Risiko aufwiesen, an Demenz zu erkranken.

Zwar sind die genauen Ursachen noch nicht geklärt, aber Wissenschaftler vermuten, dass der damit verbundene frühzeitige Östrogenmangel zu mehr Ablagerungen in den Blutgefäßen führt. Die daraus resultierende schlechtere Durchblutung des Gehirns gilt als ein Faktor bei der Entstehung von Demenzerkrankungen.

Dieser Entwicklung kann man mit einer Hormonersatztherapie entgegenwirken, bei der der Östrogenmangel durch entsprechende Tabletten ausgeglichen wird. Allerdings müssen bei einer Langfristtherapie die Risiken, an Krebs oder Herz- und Kreislaufbeschwerden zu erkranken, sorgfältig dagegen abgewogen werden.

Weniger Stress – besseres Gedächtnis


Ob und in welchem Umfang Konzentrationsstörungen während der Wechseljahre auftreten, hängt auch mit dem Lebensstil zusammen. Schlafmangel, Stress und Überforderung lähmen das Gedächtnis.

Frauen in der Lebensmitte sehen sich heutzutage großen Anforderungen gegenüber: Die Kinder kommen in die Pubertät oder beginnen, ihre eigenen Wege zu gehen. Viele starten in dieser Lebensphase beruflich noch einmal durch.

Da kann man sich eigentlich keine Gedächtnisaussetzer leisten. Aber Frauen in den Wechseljahren müssen auch akzeptieren, dass ihre Leistungsfähigkeit nachlässt, dass sie mehr Ruhe brauchen.

Sport und Spaziergänge an der frischen Luft steigern die Durchblutung und sorgen für einen gesunden Schlaf. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga helfen dabei, den Stress unter Kontrolle zu halten und fördern damit auch die Konzentration.

Unsere Tipps für bessere Konzentration


Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Vitamin- und Mineralstoffmangel während der Wechseljahre können Konzentrationsstörungen hervorrufen oder verstärken. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Versorgung mit Vitamin B12. Enthalten ist der Vitalstoff in erster Linie in tierischen Erzeugnissen, wie Fleisch, Milchprodukten und Eiern.

Versuchen Sie daher, diese Lebensmittel häufiger in Ihren Speiseplan zu integrieren, wenn sie bisher zu kurz gekommen sind. Sind Sie dazu nicht in der Lage (beispielsweise, weil sie vegan oder vegetarisch leben) oder ist die Aufnahme im Darm durch Stress, Erkrankungen oder bestimmte Medikamente beeinträchtigt, bieten Vitamin B12-Kapseln eine sinnvolle Alternative.

Bei manchen Patienten verbessert die regelmäßige Einnahme eines Ginkgoextrakts (Ginkgo biloba) die Konzentration. Ginkgo bindet die schädlichen freien Radikale, die andernfalls zu einem Absterben der Nervenzellen führen können.

Am effektivsten wirkt jedoch gezieltes Training. Ähnlich wie unsere Muskeln, profitiert das Gehirn von regelmäßiger Übung. Kreuzworträtsel, Sudoku oder Gesellschaftsspiele mit der Familie oder Freunden fördern das Denkvermögen.

Das Schlimmste, was Sie während der Wechseljahre tun können, ist, sich abzukapseln, weil Sie peinliche Situationen vermeiden wollen. Wer sich zurückzieht und soziale Kontakte meidet, tut seinem Gedächtnis keinen Gefallen. Das Gehirn braucht ständig neue Impulse. Bleiben diese aus, entwickelt sich das Denkvermögen weiter zurück.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren