Wechseljahre am Arbeitsplatz – alles Wichtige auf einen Blick
- Relevanz und Herausforderungen: Wechseljahresbeschwerden betreffen Millionen Frauen, doch das Thema bleibt oft ein Tabu.
- Auswirkungen auf den Arbeitsalltag: Beschwerden wie Hitzewallungen und Erschöpfung können die Konzentration und Produktivität beeinträchtigen.
- Berufliche Konsequenzen: Einige Frauen reduzieren ihre Arbeitszeiten oder wechseln den Arbeitsplatz.
- Umgang und Tipps für den Alltag: Flexible Arbeitszeiten, klimatisierte Räume und regelmäßige Pausen können helfen. Auch Bewegung und gesunde Ernährung sind wichtig.
- Rechtlicher Rahmen: Es gibt keinen speziellen Rechtsanspruch für Wechseljahre, aber das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor Diskriminierung.
- FAQ
Wechseljahre im Berufsleben: Relevanz und Herausforderungen
Die Wechseljahre sind ein natürlicher biologischer Prozess, den alle Frauen durchlaufen müssen – meist in einer Lebensphase, in der sie beruflich voll eingebunden und aktiv sind.
Doch diese Zeit ist für viele Frauen eine Herausforderung. Am Arbeitsplatz bleibt das Thema oftmals ein Tabu: Betroffene Frauen sprechen nicht darüber, weil sie sich beispielsweise schämen oder sorgen, als weniger leistungsfähig wahrgenommen zu werden. Auch auf Arbeitgeberseite fehlt es häufig an Verständnis und einem klaren Umgang mit den Wechseljahren, da es bisher wenig gezielte Unterstützung und keine klaren Vorgaben durch den Staat gibt.
Allerdings wird das Thema mit zunehmendem Alter der Belegschaft immer relevanter. Das Forschungsprojekt MenoSupport zeigt, dass Wechseljahresbeschwerden wie Erschöpfung und Schlafstörungen nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Arbeitsfähigkeit der betroffenen Frauen stark beeinträchtigen können.1
Interessant!
In anderen Ländern, wie Großbritannien, ist das Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz bereits stärker im Fokus: Rund 30 Prozent der Unternehmen haben dort Richtlinien für Frauen in den Wechseljahren.2 Demgegenüber erkennen laut der MenoSupport-Befragung in Deutschland nicht einmal 5 Prozent der Führungskräfte die Relevanz der Wechseljahre am Arbeitsplatz an.1 Doch es gibt auch hier erste Fortschritte: Einige Unternehmen, wie der Softwarekonzern SAP, integrieren das Thema zunehmend in ihre Gesundheitsförderung und tragen so zu einem offeneren Umgang bei.2
Können sich die Wechseljahre auf die Arbeitsfähigkeit auswirken?
Ja, die Wechseljahre können die berufliche Leistungsfähigkeit durchaus beeinflussen. Laut der MenoSupport-Studie zählen zu den häufigsten Symptomen:1
- körperliche und geistige Erschöpfung (78,6 Prozent)
- Schlafstörungen (65,8 Prozent)
- Reizbarkeit (53,6 Prozent)
- depressive Verstimmungen (46,3 Prozent)
- Hitzewallungen sowie Schwitzen (44,8 Prozent)
Diese und weitere Symptome, beispielsweise Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen sowie Herzbeschwerden können ebenfalls auftreten. Viele betroffene Frauen fühlen sich dadurch weniger belastbar und in ihrer Arbeitsleistung beeinträchtigt.
Kann man sich wegen Wechseljahresbeschwerden krankschreiben lassen?
Ja, bei besonders starken Beschwerden kann der Arzt eine reguläre Krankschreibung ausstellen. In Einzelfällen können wiederkehrende oder starke Symptome auch zu einer längeren Arbeitsunfähigkeit führen. Wichtig ist, dies im Gespräch mit dem Arzt oder gegebenenfalls Betriebsarzt offen anzusprechen.
Können sich die Wechseljahre auf die berufliche Laufbahn auswirken?
Für viele Frauen bedeuten die Wechseljahre eine Zeit des Umbruchs, auch beruflich. Einige Frauen entscheiden sich beispielsweise zu folgenden Schritten:
- Reduktion der Arbeitszeit
- Inanspruchnahme von unbezahltem Urlaub
- Wechsel des Arbeitsplatzes
- Ablehnung von Beförderungen
- Erwägung eines vorzeitigen Ruhestands
Diese individuellen Reaktionen können auch gesamtwirtschaftliche Folgen haben. In Zeiten von Fachkräftemangel sind erfahrene Mitarbeitende wichtiger denn je. Frauen zwischen 40 und 60 Jahren stellen einen bedeutenden Teil der erwerbstätigen Bevölkerung dar – geht diese Gruppe aufgrund mangelnder Unterstützung verloren, kann für Unternehmen durchaus ein wirtschaftliches Problem entstehen.
Was sich Frauen vom Arbeitgeber wünschen:1
- flexiblere Arbeitszeitmodelle (72,8 Prozent)
- klimatisierte Arbeitsplätze (58,7 Prozent)
- Sportangebote speziell für Frauen in den Wechseljahren (67,7 Prozent)
- Kurse zu Entspannungstechniken (66,6 Prozent)
Umgang mit den Wechseljahren im Beruf: Was Sie selbst tun können
Die Wechseljahre bringen nicht nur körperliche, sondern auch seelische Herausforderungen mit sich. Doch es gibt viele Wege, den Arbeitsalltag aktiv zu gestalten und Beschwerden zu lindern.
Hier einige Tipps, die helfen können:
- Kleidung: Wählen Sie atmungsaktive, leichte Kleidung. Wechseln Sie diese bei Bedarf.
- Arbeitsplatzgestaltung: Sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre, mit ausreichendem Luftaustausch oder einem Ventilator.
- Ernährung und Bewegung: Achten Sie auf leichte Kost und genügend Flüssigkeit. Regelmäßige Bewegung kann ebenfalls Abhilfe schaffen.
- Stressreduktion: Planen Sie regelmäßig Pausen ein und priorisieren Sie Ihre Aufgaben.
Wechseljahre im Job: Was gilt rechtlich?
Derzeit gibt es in Deutschland keinen speziellen Rechtsanspruch auf Sonderregelungen für Frauen in den Wechseljahren – etwa auf zusätzliche Pausen, flexible Arbeitszeiten oder eine bestimmte Raumtemperatur.3 Dennoch gibt es rechtliche Grundlagen, um unfaire Behandlung zu verhindern und individuelle Belastungen ernst zu nehmen.
- Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder Alter, z. B. bei der Ablehnung einer Beförderung wegen häufiger Kurzerkrankungen durch Wechseljahresbeschwerden.4
- Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtet Arbeitgeber, Gefährdungen zu beurteilen und Maßnahmen zum Gesundheitsschutz zu ergreifen, auch bei klimatischen oder körperlichen Belastungen.5
In der Praxis ist vor allem ein offenes Gespräch entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und Lösungen zu finden.
Suchen Sie das Gespräch mit Chef und Kollegen
Ein offenes Gespräch mit der Führungskraft oder dem Team kann entlasten – besonders dann, wenn Beschwerden den Arbeitsalltag spürbar beeinträchtigen. Viele Herausforderungen lassen sich leichter lösen, wenn das Umfeld informiert und verständnisvoll reagiert. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder Rücksicht bei der Planung von Terminen können dabei helfen, besser durch die Wechseljahre zu kommen.
Häufig gestellte Fragen zu Wechseljahren am Arbeitsplatz
Wechseljahre können körperliche und psychische Beschwerden wie Erschöpfung, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme mit sich bringen. Diese Symptome beeinträchtigen bei vielen Frauen die Belastbarkeit im Job. Auch langfristige berufliche Konsequenzen wie eine Reduktion der Arbeitszeit oder ein frühzeitiger Ruhestand sind möglich.
Ja, bei starken Beschwerden ist eine Krankschreibung durch den Arzt möglich. Die Wechseljahre gelten als medizinisch relevante Lebensphase. Eine Diagnose auf dem Attest ist nicht erforderlich – nur die Arbeitsunfähigkeit wird bescheinigt.
Ein gesetzlicher Anspruch auf Sonderurlaub besteht nicht. Möglich sind jedoch reguläre Krankmeldungen oder individuelle Absprachen mit dem Arbeitgeber, beispielsweise unbezahlter Urlaub oder Arbeitszeitreduktion. Der Betriebsrat kann dabei unterstützend wirken.